Schaut man mal bei Wikipedia nach, so bekommt man erläutert, dass das Pfund ( von mhd. und ahd. Pfunt, phunt,…) eine alte Maßeinheit für die Masse ist. Ursprünglich hatte das Pfund andere Maße. So waren mal 6 Pfund das, was heute ein Kilogramm ist. Unter Karl dem Großen wog da Pfund 406,5 g und trug tatsächlich den Namen „Karlspfund“ (pondus Caroli). Im Ergebnis der Geschichte war das Pfund zwar in ganz Europa verbreitet, wog aber überall anders. So hatte es z.B. in Nürnberg 510 g, während es in Berlin nur 467 g wog. Irgenwann hat sich der Zollverein in Deutschland dann mal des Pfundes und unserer schwachen Rechenkünste erbarmt und das Gewicht des Pfundes mit 500 g definiert. Das gilt zum Glück auch noch heute, wenn…..ja wenn einer das Pfund noch kennt. Wahrscheinlich tun das schon jetzt eine Reihe Kinder nicht mehr, so dass es an uns ist, das Pfund am Leben zu halten.
Es gibt ein Rührteigkuchenrezept, das man sich leicht merken kann und das immer funktioniert. Das ist – und das ist unser Beitrag zur Erhaltung des Pfundes – der sogenannte
Pfundkuchen.
Manche machen das auch auf der Basis von Tassen (das exakte Maß, mit dem amerikanische Rezepte häufig arbeiten).
Sie müssen sich folgende Zutaten merken:
1 Pfund Mehl
1 Pfund Butter
1 Pfund Zucker
10 Eier
1 Tüte Backpulver
Das ist das Basisrezept. Wollen Sie aber diese Menge Teig z. B. zu einem Rührkuchen verarbeiten brauchen Sie eine Kastenform von wenigstens 40 cm Länge und wahrscheinlich läuft Ihnen auch mit dieser Form der Teig beim Backen noch über.
Das heißt also: immer schön teilen. Aber selbst für Menschen wie mich, die mit einem schwachen mathematischen Verstand ausgerüstet sind, ist das eine lösbare Aufgabe. Für die normale Kastenform mit ca. 30 cm Länge heißt das also: jedes Pfund wiegt 300 g und die Eier berechnen Sie nach der ganz einfachen Formel:
10 x 300
—————————— = 6
500
Soweit ich mich erinnere, nennen die Mathematiker das Dreisatz. 10 Eier geteilt durch 5 mal 3 gleich 6. Nur bei der Backpulvertüte müssen Sie schätzen. Haben Sie das verstanden?
Okay, dann rühren Sie jetzt die Butter mit dem Zucker schaumig, geben dann unter weiterem Rühren die Eier und die obligatorische Prise Salz hinzu und mischen Sie Mehl und Backpulver und rühren das fein gesiebt auch noch unter. Sie dürfen den Zucker zu ein paar Gramm durch Vanillezucker ersetzen. Nun haben Sie einen Rührkuchen, mit dem Sie alles Mögliche anfangen können. Zitronenabrieb und Zitronensaft machen daraus einen Zitronenkuchen. Mit etwas Kakao in der Hälfte des Teiges machen Sie einen Marmorkuchen daraus. Usw. Prima eignet sich der Kuchen aber auch für sehr saure Früchte, z. B. für einen Rhabarberkuchen. Putzen Sie den Rhabarber und schneiden Sie ihn zu. Legen Sie die Stücke zum Marinieren für 30 min in erwärmten Zuckersirup. Legen Sie die Backform mit den Rhabarberstangen aus, geben Sie nach Belieben etwas Vanillepudding oder süssen Quark darüber und füllen Sie den Teig darauf. Backen Sie das Ganze bei 180 °C Umluft für ca. 15 min an. Danach müssen Sie mit etwas Fingerspitzengefühl Backzeit und –temperatur anpassen. Immer mal Farbe prüfen und eine Stäbchenprobe machen. Wenn nichts mehr am Holzstäbchen klebt, ist der Kuchen durchgebacken. Dann können Sie ihn stürzen und haben den abgebildeten Rhabarberkuchen.
Nun kann ich mir übrigens gut vorstellen, dass manche das Rezept in Zeiten das Trends zu gesünderem Essen nicht mehr für ganz zeitgemäß halten. Tatsächlich trieft der Kuchen zuweilen vor Fett. Dem kann ich nur entgegen folgendes halten: 1. Möglichkeit, Sie backen eben einen anderen Kuchen, 2. Möglichkeit, Sie halten es wie die Kellnerin im früheren „Tutti Frutti“, einer Eisdiele in der Spandauer Straße in Berlin-Mitte, in der wir zu Studentenzeiten öfter mal einkehrten, die das Servieren der größten sahnigsten Eisbecher immer mit den Worten begleitete: „Das ist Genuss ohne Reue.“